Über Zorro

Ich heiße Angelika Zörnig, bin Jahrgang 1948 und liebe Bücher und "Mon Cherie". Diese Kombination ist unschlagbar, besonders wenn es sich um Biografien, Familienromane, Psychodramen, Kurzgeschichten, Novellen und Lyrik handelt. Ansonsten gehe ich leidenschaftlich gern ins Theater und ins Kino oder beschäftige mich mit Märchenerzählen. Ich arbeite als Honorarkraft an einer Hamburger Grundschule. In dieser schönsten Stadt der Welt bin ich auch geboren und habe den größten Teil meines Lebens dort verbracht. Die Rezensionen werden von Stephi abgetippt.

Rezension: Schau gut auf dich

Ursula Neubauer, Dr. med. Tobias Conrad – Schau gut auf dich.  Wie dich Selbstfürsorge gesund und stark mach

  • Verlag: Goldegg
  • Seitenzahl: 165
  • Teil einer Reihe?: Nein
  • Inhalt und Rezension: Achtsamkeit, Selbstfürsorge, Selbstliebe- das sind die Schlagworte, wenn es darum geht, ein Leben erfüllt und mit Freude zu leben. Innere physische Stärke, Klarheit und Ruhe- das sind die Versprechungen, die die Autoren von  „Schau gut auf dich“ dem Leser machen. Dazu entwickeln sie ein Programm unter den Schlagworten: Happy Tun, Happy Sagen, Happy Denken, welche in der Entdeckung der persönlichen Maxime: Happy Ethik gipfeln.
    Lebensfreude und Wertschätzung sich selbst gegenüber sind Grundbedingungen für ein gesundes Leben und sind nach  Meinung der Autoren dadurch zu erreichen, dass man sich persönliche Regeln mit eigenen  Handlungsanweisungen festlegt. Ethisch sein bedeutet für die Autoren, sich selbst und anderen gegenüber so zu handeln, wie es den eigenen erkannten und festgelegten Werten entspricht. Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich mit folgenden Schwerpunkten:
    „ Tun“- was kann dein aktives Tun dazu beitragen, dass es dir gut geht, also tu nur, war dir gut tut.!
    „Sagen“- wie redest du eigentlich mit dir?
    „Denken“- wer willst du sein und was willst du denken?
    Ausführlich wird der Leser an eine Meditationstechnik- gekoppelt mit Entspannungsübungen –herangeführt, und konkret und kleinschrittig werden Anweisungen gegeben, wie eine Innenschau und Rückbesinnung gelingen kann. Jedes Kapitel endet in einer “Happy Ethik Verordnung“ für die jeweilige gewünschte Veränderung und der Aufforderung, diese zu notieren. Das letzte, vierte Kapitel liefert  auf zwei Seiten noch einmal eine Zusammenfassung der drei vorangegangenen Kapitel: Worum ging es bei „Tun“, „Sagen“ und „Denken“. Die letzte Seite bietet einen Festlegungsvertrag, den der Leser mit sich selber abschließt, zeitlich limitiert und verbindlich unterschreibt, in dem er seinen persönlichen kategorischen Imperativ formulieren soll.
    Für totale Neueinsteiger der Selbsterkenntnis und des Veränderungswunsches ist das Buch bestimmt hilfreich und anregend. Von Vorteil ist die klare Gliederung- jedes Kapitel ist gleich aufgebaut, wenn auch mit anderem Schwerpunkt und ermöglicht so, die Lektüre zu unterbrechen- man kommt durch die Wiederholungen problemlos wieder rein, oder Passagen zu überspringen, da die Abschnitte zwar zusammenhängen, aber  nicht zwingend aufeinander aufbauen. Für den etwas fortgeschrittenen Leser…. Das ist mir alles bekannt, aber wie setze ich das um? Wer schubst mich vom Sofa, um meine Aktivitätsverordnung (Sport, Spazierengehen im Wald) bei Hamburger Schmuddelwetter auch tatsächlich umzusetzen? Wie aktiviere ich meine Steuerungsmechanismen, wenn die Wut mich übermannt? Nach der Lektüre des Buches weiß der Leser , wenn er die Übungen durchgeführt hat,  mehr über sich, er weiß im Idealfall, was gut und was nicht gut für ihn ist, aber  er weiß immer noch nicht, woher er den Antrieb nehmen soll, diese Erkenntnisse zu leben.
    Das Buch ist eine vergnügliche, übersichtliche Lektüre über das, was sein könnte, wenn man umsetzungsfreudiger wäre. Ich musste häufig an die guten Vorsätze am Silvesterabend denken, die oft schon am Neujahrstag verpufft sind, weil die Vorstellung, morgen sei ja auch noch ein Tag,  zu verlockend ist. Das Kapitel Umsetzen und Disziplin kommt in dem Buch entschieden zu kurz, dafür hätte ich mir Strategien gewünscht, denn gut auf sich zu  schauen ist zwar eine nötige Anweisung, die aber auch in Konsequenzen münden muss, wenn die Erkenntnisse erfolgreich gelebt werden sollen
  • Bewertung: 

Quelle des Bildes: https://www.goldegg-verlag.com/titel/schau-gut-auf-dich/

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Rezension: Kastanienjahre

Anja Baumheier – Kastanienjahre

  • Verlag: Wunderlich
  • Seitenzahl: 412
  • Teil einer Reihe?: Nein
  • Inhalt: Erzählt wird die Lebensgeschichte von Elise, deren Herz an zwei Orten zu Hause ist: In Paris, wo sie seit über zwanzig Jahren lebt und in Peleroich, ein kleines, verschlafenes Dorf an der mecklenburgischen Ostseeküste, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat. Der Roman umfasst einen Zeitraum von fast siebzig Jahren, die Zeit von der Gründung der DDR über den Mauerbau bis zur Nachwendezeit 2018. Geprägt ist das Leben von Elise von zwei Männern aus ihrer Jugendzeit,  -Henning, der Fels in der Brandung und Jacob, der Charmeur, der künstlerische Neigungen hat- und der Gemeinschaft und den Menschen in Peleroich. Wie schon bei dem ersten Roman der Autorin, Kranichland, werden Kindheit und Jugend in Zeitsprüngen erzählt und wechseln sich mit den aktuellen Geschehnissen von Elises heutigem Leben ab. Als Elise nach vielen Jahren in ihr geliebtes Heimatdorf zurückkehrt, holt sie die Vergangenheit wieder intensiv ein.
  • Rezension: Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet: ein ansprechendes Cover -passend zum Inhalt- eine hübsche Karte auf der Innenseite von der Lage Peleroichs, mit den wichtigsten Gebäuden, deren Bewohner und Nutzer im Buch eine Rolle spielen,  z.B. der Kastanienhof, benannt nach der Kastanie auf dem Dorfplatz die in der Geschichte von großer, symbolischer Bedeutung ist. Ergänzt wird die Karte durch eine kleine Legende und auf der folgenden Seite von einem Personenverzeichnis, das ich besonders wichtig fand, da durch die Zeitsprünge die Zuordnung der Namen zu den Charakteren erschwert ist. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig, der Erzählstil ist eindrücklich und gefühlvoll. Der Leser kann sich gut in Elise mit ihren zwiespältigen Gefühlen hineinversetzen. Die DDR wird nicht klischeehaft  als böse abgeurteilt, sondern durch Personen und Ereignisse verständlich gemacht. Man spürt, wie eine funktionierende Dorfgemeinschaft prägen kann, man geht mit Elise auf Erinnerungsreise und erfährt neben der persönlichen Biografie viel über das tägliche Leben in der DDR, über Konsummangel, Bespitzelung und Fluchthelfer, Schwierigkeiten bei der Berufswahl, aber auch über Nachbarschaftshilfe  und Zusammenhalt. Insofern ist nicht nur die Lebensgeschichte der Hauptprotagonisten lesenswert, sondern auch das Stück Zeitgeschichte, in dem sich das Leben abspielt. Die Autorin baut recht geschickt einen hohen Spannungsbogen auf, der zunehmend rasanter wird und bis zum Schluss trägt: Der Leser muss wissen, wer hinter den mysteriösen Briefen  steckt, die Elise erhält, und wie die Andeutungen, die darin gemacht werden, gemeint sind. Auch wenn schon vor dem Buchende klar wird, wer dieser Unbekannte ist, lohnt es sich sehr, bis zum Ende zu lesen.
  • Bewertung: 

Quelle des Bildes: https://www.rowohlt.de/hardcover/anja-baumheier-kastanienjahre.html

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Rezension: Der Raub der Himmlischen Tänzerin

Dietrich Schilling – Der Raub der Himmlischen Tänzerin. Ein Krimi aus Kambodscha

  • Verlag: Books on Demand
  • Seitenzahl: 271
  • Teil einer Reihe?: Nein
  • Inhalt und Rezension: Erzählungen, die immer im ähnlichen Milieu und im selben Umfeld spielen, sind beliebt: Krimis aus Mallorca, aus der Bretagne, Venedig und jetzt Kambodscha, denn der Autor liebt dieses Land und bezeichnet es als seine zweite Heimat. Folglich spielen alle seine Romane dort und nun also ein Kriminalroman.
    Es geht um einen Kunstraub und kriminelle Machenschaften von dubiosen Antiquitätenhändlern exemplarisch in Kambodscha, aber das lukrative kriminelle Geschäft ist weltweit verbreitet, oft auch unter Beteiligung offizieller Behörden, die von  dem einträglichen illegalen Geschäft profitieren. Der Leser spürt die emotionale Nähe des Autors zu den Menschen in den Ländern Südostasiens. Lokalkolorit und Detailwissen drängen sich deshalb manchmal in den Vordergrund des Krimis, sodass der Plot zuweilen in den Hintergrund gerät. Aber Liebhaber von Kambodscha kommen bestimmt voll auf ihre Kosten, wenn der Autor seine gut beobachteten Szenen schildert.
    Für den Nichtkenner sind die fremdländischen Namen manchmal verwirrend, da sie oft gehäuft auftreten, wie bei den Straßennamen, wenn ein Akteur eine Strecke zurücklegen muss, die man detailgenau beschrieben bekommt, ohne dass  die Erwähnung etwas zur Aufklärung beiträgt. Aber der Autor hat zumindest etwas vorgesorgt mit einem Personenverzeichnis, in dem man immer wieder nachschlagen kann. Das muss man anfangs öfter , aber wenn der Krimi Fahrt aufnimmt, ist man schon mit den  Hauptpersonen vertraut und  erlebt sie als eigenständige Persönlichkeiten, deren Charaktere differenziert und lebendig beschrieben werden.
    Die Handlung ist in sich geschlossen, zuweilen vorhersehbar, aber dennoch flott zu lesen. Krimiliebhaber kommen auf ihre Kosten: Die Geschichte ist  spannend und hat zum Ende noch einen Überraschungscoup bereit. Die  Dialoge der Personen sind authentisch, überraschenderweise gibt es keine professionellen Ermittler,  sondern einen Hobbydetektiv, der sich mit seiner Frau oft gewitzte Rededuelle liefert. Gerade diese Passagen machen dem Leser besonders Spaß, da man sich beide  Eheleute durch die (fiktiven)  Beobachtungen des Autors gut vorstellen kann.
    Fazit: Ein flott geschriebener Krimi, dessen Spannung durch geschickten Szenewechsel aufrechterhalten wird. Die Lebensumstände der Beteiligten sind sehr plastisch geschildert, da mag man über die schon erwähnte Detailverliebtheit getrost hinwegsehen und sich der fremdländischen, faszinierenden Kulisse hingeben. Angeregt nach dem Buch zu greifen wird der potentielle Leser auchdurch das filigrane Titelbild einer Apsara, einer Himmlischen Tänzerin, das von Stephan Zörnig gestaltet wurde.

Quelle des Bildes: https://www.bod.de/buchshop/der-raub-der-himmlischen-taenzerin-dietrich-schilling-9783749462872

Rezension: Frieda

Dagmar Fohl  – Frieda

  • Verlag: Gmeiner
  • Seitenzahl: 112
  • Teil einer Reihe?: Nein
  • Inhalt: Dagmar Fohl hat einen Roman über das Leben der Malerin Elfriede Lohse-Wächtler geschrieben, geboren am 4.12.1899 in Dresden. Der Roman beruht auf Tatsachen, alle handelnden Personen haben tatsächlich gelebt. Brieffragmente und kursiv gedruckte Passagen in dem Buch sind Originalzitate, der andere Text basiert auf historischen Quellen und Sekundärtexten. Die Autorin zeichnet das Leben der Malerin nach, vom selbstbewussten  jungen Mädchen, das mit 16 Jahren sein Elternhaus verlässt um in Dresden Kunst zu studieren und für seine Kunst zu leben bis zum tragischen Ende. Dazwischen liegen wilde Jahre, in denen sie Künstlerfreundschaften pflegt, unter anderem mit Otto Dix und Oskar Kokoschka und in denen sie den Maler und Opernsänger Kurt Lohse kennen- und lieben lernt. Es folgen schicksalhafte Jahre mit künstlerischem Durchbruch, aber auch mit langen Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken und einer zerstörerischen Hörigkeit zu ihrem Ehemann Lohse. 1940 wird die Künstlerin in der Tötungsanstalt “Pirna-Sonnenstein“ von den Nationalsozialisten durch Vergasung ermordet.
  • Rezension: Ich muss zugeben, ich hatte noch nie von der Malerin Elfriede Lohse-Wächtler gehört. Darum hatte es mich so gereizt, über sie zu lesen, angesprochen durch das berührende Titelbild, das eine eigenwillige und sensible Frau zeigt und durch den Klappentext, der davon spricht, dass es sich um einen ergreifenden Roman handelt, der die Künstlerin eindrücklich nachvollziehbar macht. Beides erwies sich als zutreffend: Von der ersten Seite an geriet ich in einen Strudel- mitten hinein in das Leben und Erleben der Künstlerin. Was für ein literarischer und menschlich geprägter Genuss an den Gedanken und Empfindungen teilhaben zu dürfen. Schonungslos und hellsichtig analysiert Frieda, wie sie sich nennt, ihre Besessenheit und Liebe zu Kurt Lohse, ihrem Ehemann, der sich in einen brutalen Egomanen verwandelt und dem sie trotzdem hörig ist. Es folgen quälende Passagen, in denen Frieda genauso hellsichtig ihre Krankheitszustände, ihr Verhältnis zu den Eltern und die verbrecherischen Machenschaften der Nazis durchlebt. Die Autorin berührt den Leser aufs Tiefste, wenn sie psychologisch fundiert die psychische Verfassung ihrer Protagonisten nachzeichnet, ein Leben voller Qual und Leidenschaft, und gibt auch Einblicke in die gesellschaftlichen und historischen Verhältnisse. Eine der höchst beeindruckenden  Biografien, die ich in letzter Zeit gelesen habe, auch wegen des raffinierten Aufbaus.
  • Bewertung: 

Quelle des Bildes: https://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/2026-frieda.html?mobile=inline

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Rezension: Die Schwarzkünstlerin

Roman Rausch – Die Schwarzkünstlerin

  • Verlag: Rowohlt
  • Teil einer Reihe: Nein
  • Seitenzahl: 465
  • Inhalt: Der Faustroman, so der Untertitel, spielt im 16. Jahrhundert und behandelt neben der Geschichte der jungen Novizin Margarete auch die Lebensumstände der damaligen Zeit, den Beginn der Neuzeit. Hier wird die Geschichte des Doktor Faustus einmal anders erzählt, nämlich ausschließlich aus  der Perspektive von Gretchen/ Margarete. Sie wird von ihren Eltern in ein Kloster gesperrt, weil sie für die damalige Zeit zu neugierig und wissbegierig ist, und genau das wird ihr in ihrem sehr bewegten Leben zum Verhängnis. Sie bricht aus dem Kloster aus, verkleidet sich als Junge und beginnt ein Studium in Heidelberg. Dort lernt sie den zwielichtigen Alchimisten Georg Helmstetter  kennen und ist so fasziniert von ihm, dass sie sich ihm anschließt. Sie lernt von ihm die Kunst der Alchimie und unterweist ihn im Gegenzug in der Astronomie. Zusammen schlagen sie sich als Dr. Faust und Faust, später Doktor Faustus, durch die Lande als Zauberkünstler. Als ihr Zweifel kommen an der Aufrichtigkeit des Geliebten und sie sich von ihm trennen will, bindet er sie mit einem Heiratsantrag an sich, aber der Sog des Zweifels und der Weg ins Verderben werden immer mächtiger.
  • Rezension: Zweifelsohne hat der Autor akribisch recherchiert und genug Hintergrundwissen gesammelt, um einen lebendigen historischen Roman zu präsentieren. Die behandelte Epoche dient nicht nur als Kulisse, sondern die damaligen Eigentümlichkeiten werden herausgestellt. Der Autor lässt seine Figuren im ständigen Kontakt zum historischen Geschehen agieren, (Luther, Kirchenspaltung, Aufbruch in die Neuzeit, Umbruch der Lebensentwürfe, Bauernaufstand) und füllt die Zeit mit Geschichten seiner Protagonisten, mit Liebe, Verrat, Macht, Betrug, Rache, Hass aber auch Hoffnung und Freude. Die Geschichte ist vielschichtig und zuweilen spannend, stilistisch leichtgriffig und inhaltlich nachvollziehbar. Alle, die gerne historische Romane lesen, sind mit diesem Buch gut bedient. Ich persönlich finde die Figur der Margarete überzeichnet. Auf mich wirken ihre  Überlegungen und Handlungsweisen, beziehungsweise der Bericht darüber eher eitel und zuweilen unglaubwürdig. Sie ist blutjung als sie ins Kloster gesperrt wird, also in einem Alter in dem man normalerweise der Liebe und Fürsorge der Eltern bedarf um stark und selbstbewusst zu werden, auch wenn man nicht den Maßstab der heutigen Behütung anlegen kann. Mädchen wurden in jener Zeit nicht gefördert , aber Margarete überwindet alle Hürden aus eigener Kraft. Niemand entlarvt sie, als sie in Jungenkleidung studiert, immer entkommt sie allen Nachstellungen unbeschadet, alle anderen sind meistens verblendet oder unwissend- das ist mir zu viel Fiktion. Aber ein historischer Roman will ja auch nicht authentische Persönlichkeiten schildern, sondern eher fiktionale Prozesse. Das ist hier gelungen. Und einen Satz findet man in dem Buch, der auch auf die Jetztzeit passt: Das mächtigste Gift des Teufels ist die Eitelkeit. Man braucht sich nur Trump und andere Politiker anzusehen und schon ist die Gültigkeit dieser Aussage belegt.
  • Bewertung: 

Quelle des Bildes: https://www.rowohlt.de/taschenbuch/roman-rausch-die-schwarzkuenstlerin.html

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Rezension: small talk

Magda Bleckmann – Smalltalk. Wie introvertierte Menschen ihre Stärken erkennen  und leichter ins Gespräch kommen

  • Verlag: Goldegg
  • Teil einer Reihe: Nein
  • Seitenzahl: 233
  • Inhalt: Es handelt sich um ein sehr praxisorientiertes Sachbuch mit dem Ziel, dass die Leser die hohe Kunst des Smalltalks erlernen oder ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten verfeinern. Die Autorin hält Smalltalk für den Türöffner schlechthin, in jeder Beziehung. Die Gliederung der Thesen orientiert sich an den Buchstaben des Alphabets und ist in bekömmliche kleine Häppchen unterteilt. Beispiel Buchstabe D: Dauerredner Besserwisser und Langweiler oder das Ende jeder guten Unterhaltung. Unterpunkte: Die Situation: nervig! So tickt der Dauerredner. Was also tun? Lange Rede kurzer Sinn. Dann erhält der Leser tatsächlich eine Handvoll wirkungsvoll erscheinender Lösungen. So geht es weiter anhand der Buchstaben bis zum Z, den für mich fast wichtigsten Buchstaben, der das weite Feld des Zuhörens behandelt. Neben nachvollziehbaren Strategien wie man selbstsicherer und unterhaltsamer werden kann gibt es auch Warnungen vor unmöglichen Eingangssätzen und Rankings über absolute  DON`TS.
  • Rezension: Nach der ausführlichen Anleitung wie man mit Smalltalk punkten kann, macht die Autorin ein bisschen Werbung für ihre Netzwerkseminare unter der Überschrift: Und wie geht es weiter? Tipps, wie man erfolgreich ein Netzwerk knüpft. Grundlage dafür ist natürlich (laut Aussage der Autorin) das erfolgreiche Umsetzen ihres Programms und die Beherzigung aller ihrer Tipps. „Sie sind jetzt bestens vorbereitet und können sich jederzeit und mit jedem locker unterhalten.“ Das wirkt ein wenig penetrant. Offensichtlich hat sie ihre Empfehlungen zur Selbstwertsteigerung und Selbstsicherheitszuwachs  selber  ein wenig zu stark internalisiert.
    Das Buch ist leicht lesbar, kurzweilig  und gut verständlich. Die Autorin hat es nicht nötig, den Text mit speziellen, meist unbekannten Fachausdrücken künstlich aufzuwerten. Das ist gut. Sehr gut finde ich  (wie bereits erwähnt)  den Abschnitt über aktives Zuhören. Ich denke, gerade diese Kompetenz sollte wieder mehr in den Fokus gerückt werden und dazu liefert die Autorin einen gut fundierten Beitrag, der  auf den Thesen von Carl Rogers, dem Begründer der Gesprächstheorie in der medizinischen Psychologie, beruht. Dazu gibt es  praktische Anweisungen, wie man verbal und nonverbal signalisieren kann, dass man aktiv zuhört. Das ist nicht nur für Smalltalk wirkungsvoll, sondern sollte auch in der täglichen Kommunikation wieder reaktiviert werden, da es sich um ein wirksames Mittel zum respektvollen Umgang miteinander handelt.
    Insgesamt denke ich, dass der Ratgeber aufschluss- und hilfreich ist für Menschen, die eigentlich über Sozialkompetenz verfügen und nur ein paar Anregungen brauchen, wie man kritische Kennlernsituationen geschliffen meistern kann, wie man im Berufsleben besser klarkommt, wenn man oft in Situationen geworfen wird, in denen man zu viele Menschen und Komponenten nicht kennt. Nicht erfolgreicher beim Smalltalk werden durch diesen Ratgeber introvertierte Menschen, die im Untertitel erwähnt werden, denn diese Persönlichkeiten brauchen andere Stabilisierungshilfen als die Anweisungen: Mach mal, probier mal….Auch Menschen, die gerne individuell und eigenständig denken,  werden keine vorgeformten Eröffnungssätze wiederholen, nur um die von der Autorin abgelehnten Sätze über Wetter, Hobbies und Krankheiten zu entgehen. Wenn nur alles so leicht wäre, wie  Frau  Bleckmann uns weißmachen  möchte, bräuchten wir auch keine Ratgeber. Sie sagt plötzlich, mitten im Anweisungstext : Es ist alles eine Frage der Gewohnheit…. Und falls Sie einen Coach dafür brauchen: Ich stehe zur Verfügung! Ein bisschen peinlich .
  • Bewertung: 

Quelle des Bildes: https://www.goldegg-verlag.com/titel/small-talk/

 

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Rezension: Kaiser, Krieger, Heldinnen

BetinaBalak – Kaiser,Krieger, Heldinnen. Exkursionen die Gegenwart und Zukunft

  • Verlag: Haymon
  • Teil einer Reihe: Nein
  • Seitenzahl: 192
  • Inhalt: Das Buch beschäftigt sich mit der spannenden Frage, wo und wie die Vergangenheit in die Gegenwart hineinwirkt und wo das Private zum Politischen wird. Am Ende des  ersten  Weltkrieges  wird in Österreich die Republik ausgerufen und es beginnt1918 ein neues Zeitalter für Österreich, aber auch für ganz Europa. Das Buch ist in sechs Essays unterteilt, von denen jeder seinen eigenen Schwerpunkt hat. Den größten Raum nimmt der Essay: Heldinnen ein, in dem sie Autorin sehr präzise und gut durchdacht über den Umsturz der Rollenbilder schreibt und Spannendes berichtet, oft mit autobiografischen Elementen angereichert. Ein starker Text, der sich mit verschiedenen Frauenbiografien  beschäftigt- bekannte oder weniger bekannte. Weitere Episoden berichten über den Habsburger Mythos, Spione in der Steiermark und Trachtentraditionen.
  • Rezension: Unterhaltsam, gut recherchiert und klug argumentiert – der Essayband ist höchst empfehlenswert und sollte gerade heute gelesen werden, angesichts von „Me too“ Debatte – damals schon ein Thema mit anderem Titel und anderer Herangehensweise-  und der zunehmenden Spaßkultur, die auch nicht haltmacht  vor Events, die die Kriegserfahrungen nachstellen. Es geht in dem Buch nicht nur um einhundert Jahre österreichische Frauengeschichte, aber gerade dieser Teil ist für mich der spannendste und stärkste. Besonders gefallen hat mir in diesem Zusammenhang auch die Aussage der Autorin, dass die jungen Frauen der Gegenwart überzeugt sind, dass sie niemals Selbstzweifel gehabt hätten oder sich hätten etwas gefallen lassen. Wie mühevoll die Wege geebnet wurden, auf denen sie heute schreiten, machen sie sich oft nicht klar oder es ist kaum vorstellbar für sie. Mutig fand ich auch die Aussage der Autorin, dass sie bei der geschilderten Anfangsszene  selber unsicher über ihre eigene Einstellung wurde: Der Bus, in dem sie sitzt,  fährt nicht los, die Fahrerin versucht alles, doch der Motor streikt. Die Fahrgäste bestätigen sich gegenseitig, ( Es ist das Jahr 1992!, das erste Jahr, in dem Frauen als Busfahrerinnen zugelassen wurden)  dass Frauen eben doch nicht… usw. Auch die Autorin verliert sich kurz in diese Gedanken , registriert es und macht es öffentlich. Das finde ich großartig. Ebenso die scharfsichtige  Analyse, dass auch die Frauen der Vorderfront, die ihre emanzipatorischen Wünsche und Ziele verfolgen, einen blinden Fleck   haben, was die Arbeitsverteilung anbelangt. Auch sie kommen nicht aus, ohne aus dem kostengünstigen Pool an Dienstleisterinnen aus ärmeren Nationen zu rekrutieren, um Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen zu gewährleisten.
    Fazit: Ein überaus unterhaltsames Geschichtsbuch, das noch gewonnen hätte, wenn die zahlreichen englischen Zitate auch übersetzt und die sehr speziellen Fachausdrücke in einem Glossar  erläutert worden wären
  • Bewertung: bis 

Quelle des Bildes:https://www.haymonverlag.at/buecher/3424/kaiser-krieger-heldinnen/

 

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