Lilli Beck – Glück und Glas
- Verlag: blanvalet
- Seitenzahl: 508
- Teil einer Reihe?: Nein
- Inhalt: Am 7. Mai 1945 werden zwei Mädchen in der Frauenklinik in der Maistraße in München geboren:Hannelore, später Lore, und Marion, Künstlername Moon. Obwohl sie von unterschiedlicher Herkunft sind, wachsen sie wie Schwestern auf, da die großherzige Mutter von Lore, die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Mutter von Marion in ihrer Villa bei sich leben und arbeiten lässt. Die beiden Mädchen sind unzertrennlich auf immer und ewig und drei Tage. Zwar ändert sich das äußere Leben für die Familien als Monikas Vater aus dem Krieg heimkehrt, aber die Mädchen bleiben verbunden. Das ändert sich an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag, als Marion sich verliebt und die Wege der Freundinnen trennen sich. Moon wird erfolgreiches Fotomodell, Lore will Anwältin werden. Das Leben der beiden könnte unterschiedlicher nicht sein mit all seinen Facetten, und doch kommt es kurz vor dem siebzigsten Geburtstag zu einer zufälligen Begegnung am Grab des Mannes, der für die Entzweiung verantwortlich war, und die ehemaligen Freundinnen können sich aussprechen.
- Rezension: Aufmerksam gemacht durch das Cover , das in schlichten Farben gehalten ist und zwei Mädchen zeigt, die eng umschlungen zur Schule gehen, musste ich in dem Buch stöbern, denn genauso habe ich auch ausgesehen! Schon bald hat es mich durch die Erwähnung der Ereignisse und Gepflogenheiten der Jahre meiner eigenen Kindheit und Jugend in den Bann gezogen: Poesiealbum, klarer Hund, Käseigel, Toast Hawaii, Clemens Wilmenrod, die Zeitschriften „Twen“, „Bunte“, die Studentenunruhen, das Attentat auf dem Oktoberfest… und, und, und. Die Geschichte ist nämlich nicht nur eine stimmige und spannende Schilderung einer Freundschaft zweier „zufälliger“ Schwestern und deren Biografie, sondern eine herrliche Zeitreise durch die letzten fünfzig Jahre Zeitgeschichte. Der Stil ist gefällig und leicht zu lesen, die Kapitel wechseln zwischen der heutigen Zeit 2015 und der Vergangenheit. Auch die Sichtweisen wechseln zwischen Marion und Lore, wobei Marion Anteil deutlich größer ist. Die Verknüpfung von Zeitgeschichte und Roman macht die Lektüre auch für jüngere Menschen, die die Nachkriegszeit und den Aufschwung nicht miterlebt haben, äußerst lesenswert. Nicht zuletzt deshalb, weil die beiden Hauptcharaktere sehr sympathisch sind und ihre Handlungen, Gefühle und Sichtweisen viele Identifikationsmöglichkeiten bieten. Wer also seine zeitgeschichtliche Neugier auf unterhaltsame Weise befriedigen möchte und neugierig auf Frauenschicksale in dieser Zeit ist, dem sei das Buch wärmstens empfohlen, auch wenn es zum Schluss einige unnötige Längen hat.
- Bewertung: