Rezension: Gezählte Tage

Martin Häusler – Gezählte Tage: Als John Lennon seine Seele verkaufte

  • Verlag: Golkonda
  • Seitenzahl: 271
  • Teil einer Reihe?: Nein
  • Inhalt und Rezension: Wow; das Cover des Buches springt direkt ins Auge: psychedelische Farben assoziieren Hippiezeit, John Lennon, wie bekannt, mit kleiner runder Brille, guckt ernst und eindringlich, aus dem Hintergrund legt sich eine teuflische, gehörnte Schlange mir gelben Augen (typisch Satan) um seinen Hals, während im Vordergrund die Beatles musizieren, die Mädchen kreischen und Jesus seine Hand segnend erhebt. Dreht man das Buch um, erscheinen weitere Weggefährten und Symbole von  John , nämlich Yoko Ono und  stellvertretend für die Suche nach Spiritualität ein Guru. Außerdem der Schriftzug  LOVE und der mächtige, alles beherrschende Körper der Schlange, der stürmische Zeiten , symbolisiert durch ein schwankendes Boot, und den zeitweisen Wohnsitz von Yoko und John: Das Dakota Appartementhaus in NY City umschlingt. Das Ganze macht neugierig auf den Inhalt und der hat es in sich.
    Zitat John Lennon: Ich weiß, dass die Beatles Erfolg haben werden wie noch keine andere Gruppe. Ich weiß es genau, denn für diesen Erfolg habe ich dem Teufel meine Seele verkauft. Diesen Satz soll  Lennon in Hamburg zu seinem Musikerkollegen  Tony Sheridan gesagt haben. Von Anfang an verwebt der Autor historische Fakten, Zitate und Songtexte mit fantastischen Spekulationen. Was, wenn der enorme Erfolg tatsächlich einem faustischen Pakt zwischen Lennon und dem Teufel entspringt? John hatte  schon früh Todesahnungen und Furcht davor, erschossen zu werden. War das der Preis für den Erfolg? Gigantische  Jahre gegen Verkürzung der Lebenszeit und Verkauf der Seele?  Brauchte es für Erfolg und Konsequenz für Exzesse einen Pakt mit dem Satan oder ist das nur Rechtfertigung für seinen Lebensstil und seiner nazistischen Grundhaltung? Wichtigtuerei oder PR Gag ? Durch das Buch ziehen sich zwei Ebenen: die historische und eine, die voller Indizien ist, die den Pakt belegen sollen. Geschildert werden die erfolgreichen, turbulenten Jahre 1960 bis 1980  aus Johns Sicht und unter dem Blickwinkel, dass der Pakt Realität sein könnte.
    Wahrlich, ein interessantes, ungewöhnliches und äußerst eindrucksvolles Gedankenexperiment und Lesevergnügen, wenn man einmal von dem etwas langweiligen letzten Teil der Geschichte absieht, auf denen es vornehmlich um  die Auflistung der Songs in den Charts der verschiedenen Länder geht. Spannend sind die Schilderungen der frühen Jahre in Hamburg, in denen sich Beatlesfans genüsslich in ihre wilden Sechziger zurückträumen können und Nichtfans Interessantes über die damalige Musikszene  zu lesen bekommen. Dazu tragen die authentische Sprache und die Milieuschilderungen verstärkt bei. Die 60er Jahre werden wieder sehr lebendig, gespickt mit Insiderwissen, das die Gespräche und Situationen sehr echt wirken lassen.
    John  Lennons Weg zum Superstar, untermalt mit Andeutungen auf einen faustischen Pakt- das ist schon ein sehr reizvoller und zum Teil witziger  Ansatz für eine Biografie. Wer also mehr über John Lennon und Neues über die Beatles erfahren möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Man mag die Ebenenverwischung  mögen oder nicht, man mag zweifeln, Kopf schütteln  oder schmunzeln, ein Lesevergnügen ist der Text über weite Strecken allemal.
    Am Ende des Buches wird ein zweiter Teil in Aussicht gestellt, so dass man gespannt sein kann,  wer darin wem begegnet, unter welchen inneren und äußeren Voraussetzungen und ob wieder Gut und Böse im ständigen Duell liegen.
  • Bewertung:

Quelle der Infos: https://golkonda-verlag.com/buecher/martin-haeusler-gezaehlte-tage/

ICH HABE Den TITEL ALS REZENSIONSEXEMPLAR ZUR VERFÜGUNG GESTELLT BEKOMMEN.