Christoph W. Bauer – In einer Bar unter dem Meer
- Verlag: Haymon
- Seitenzahl: 232
- Teil einer Reihe?: Nein
- Inhalt: In dem Prosaband von Christoph W. Bauer reuen sich neunzehn lose miteinander verbundene Einzelerzählungen aneinander, deren Hauptfiguren alle um die vierzig sind; keine Helden des Alltags sondern eher normale, zuweilen sonderbar anmutende Leute. Sie lavieren durchs Leben, bemüht aus ihrer unbefriedigenden Lebenssituation herauszukommen und doch letztlich unfähig auszubrechen.
- Rezension: Die Schilderungen der Durchschnittsmenschen sind sehr intensiv , manchmal abgehackt aber auch lässig und elegant, dabei immer von sprachlicher Genauigkeit geprägt. Das macht das Lesen der Streiflichter einerseits zum Vergnügen. Andererseits befremden einige Geschichten derart, dass ich keinen Zugang dazu finden konnte. Selbst bei nochmaligen Lesen blieben sie rätselhaft. In vielen Geschichten kann man sich jedoch wiederfinden, wenn man hinter die Fassade des Sonderbaren schaut. Denn allen Episoden ist gemeinsam, dass sie von verpassten Chancen, den meist scheiternden Versuchen in andere Rollen aufzubrechen und der Flucht in Träume und Wahnvorstellungen handeln. Da gibt es den Säufer mit dem fiktiven Hund als Gefährten, einen Herrn Murr, der sein Gesicht im Büro vergessen hat und sich im Supermarkt in der Gesichtsabteilung eine „Mietvisage“ mit dem Konterfei von Hemmingway ausleiht und einen Lehrer, der sich weigert, die Schüler – wie laut ministerieller Vorschrift verlangt – zu „minimalkompetenten Genügendschülern“ zu erziehen und am liebsten die Stadt verlassen möchte, es aber nicht kann, weil er weiß, die Häuser und die Wege seiner Vergangenheit würden ihm nachlaufen. Solche Geschichten sind bizarr aber auch nachvollziehbar und fordern zum Nachdenken heraus. Da aber auch einige Geschichten sehr rätselhaft bleiben, empfehle ich das Buch nur denjenigen, die damit leben können. Vielen Dank an den Haymon Verlag, der mir dieses Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt hat.
- Bewertung: