Hans Christoph Buch – Boat People. Literatur als Gesellschaft
- Verlag: Frankfurter Verlagsgesellschaft
- Seitenzahl: 122
- Teil einer Reihe?: Nein
- Inhalt: Hans Christoph Buch hat sich für eine Politikvorlesung an der Universität Bern auf die Suche nach „Boat People“ in der Literaturgeschichte gemacht. Dieser in den 70er Jahren aus dem amerikanischen Sprachgebrauch übernommene Begriff bezeichnet ursprünglich aus ihrem Heimatland geflohene Menschen, auf Grund von Verfolgung, Krieg, wirtschaftlicher Not, die in völlig ungeeigneten und überbeladenen Booten auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen vor Europas Küsten stranden. In Buchs Essay wird das Motiv des Totenschiffs mit dem Schicksal heutiger Flüchtlinge verglichen, denen in den verschiedenen Häfen die Landung verwehrt wird. Schon immer spiegeln die Kunst und Literatur das Elend der Vertriebenen, der Heimatlosen, der zwischen den Seltenen ruhelos Umherirrenden, der Schiffbrüchigen das Scheitern der Hoffnung auf eine menschliche Zukunft. Von Sindbad zu Wilhelm Hanf über Heinrich Heine und Richard Wagner bis zu Thomas Mann und Franz Kafka verfolgt Buch das Motiv des Geisterschiff weiter zu Traven, H.M. Enzensberger über Peter Weiß zu Günther Grass.
- Rezension: Das Buch ist in sechs abgeschlossene Vorlesungen eingeteilt, angereichert mit Abbildungen verschiedener Werket, die in den Vorlesungen Erwähnung finden. Vorbemerkungen und ein Epilog runden den Band ab. Wen das Motiv der „unendlichen Reise“ fasziniert, kommt beim Lesen der Kapitel voll auf seine Kosten. Wie bei Literaturvorlesungen üblich, werden die Thesen und Behauptungen mit Zitaten belegt, Querverbindungen und Verästelungen werden aufgezeigt und machen Lust, einige Klassiker mal wieder im Original zu lesen. Buchs Vorlesungen sind spannend, detailreich und äußerst informativ, man muss sich zwischen den einzelnen Kapitel Zeit zum „Nachschmecken“ lassen. Wer gerne einen roten Faden zu einem bestimmten Thema in der Literatur – hier das Geisterschiff – vorgeführt bekommt, für de ist dieser Band genau richtig.Vielen Dank an die Frankfurter Verlagsgesellschaft, der mir dieses Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
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