Roman Rausch – Die Schwarzkünstlerin
- Verlag: Rowohlt
- Teil einer Reihe: Nein
- Seitenzahl: 465
- Inhalt: Der Faustroman, so der Untertitel, spielt im 16. Jahrhundert und behandelt neben der Geschichte der jungen Novizin Margarete auch die Lebensumstände der damaligen Zeit, den Beginn der Neuzeit. Hier wird die Geschichte des Doktor Faustus einmal anders erzählt, nämlich ausschließlich aus der Perspektive von Gretchen/ Margarete. Sie wird von ihren Eltern in ein Kloster gesperrt, weil sie für die damalige Zeit zu neugierig und wissbegierig ist, und genau das wird ihr in ihrem sehr bewegten Leben zum Verhängnis. Sie bricht aus dem Kloster aus, verkleidet sich als Junge und beginnt ein Studium in Heidelberg. Dort lernt sie den zwielichtigen Alchimisten Georg Helmstetter kennen und ist so fasziniert von ihm, dass sie sich ihm anschließt. Sie lernt von ihm die Kunst der Alchimie und unterweist ihn im Gegenzug in der Astronomie. Zusammen schlagen sie sich als Dr. Faust und Faust, später Doktor Faustus, durch die Lande als Zauberkünstler. Als ihr Zweifel kommen an der Aufrichtigkeit des Geliebten und sie sich von ihm trennen will, bindet er sie mit einem Heiratsantrag an sich, aber der Sog des Zweifels und der Weg ins Verderben werden immer mächtiger.
- Rezension: Zweifelsohne hat der Autor akribisch recherchiert und genug Hintergrundwissen gesammelt, um einen lebendigen historischen Roman zu präsentieren. Die behandelte Epoche dient nicht nur als Kulisse, sondern die damaligen Eigentümlichkeiten werden herausgestellt. Der Autor lässt seine Figuren im ständigen Kontakt zum historischen Geschehen agieren, (Luther, Kirchenspaltung, Aufbruch in die Neuzeit, Umbruch der Lebensentwürfe, Bauernaufstand) und füllt die Zeit mit Geschichten seiner Protagonisten, mit Liebe, Verrat, Macht, Betrug, Rache, Hass aber auch Hoffnung und Freude. Die Geschichte ist vielschichtig und zuweilen spannend, stilistisch leichtgriffig und inhaltlich nachvollziehbar. Alle, die gerne historische Romane lesen, sind mit diesem Buch gut bedient. Ich persönlich finde die Figur der Margarete überzeichnet. Auf mich wirken ihre Überlegungen und Handlungsweisen, beziehungsweise der Bericht darüber eher eitel und zuweilen unglaubwürdig. Sie ist blutjung als sie ins Kloster gesperrt wird, also in einem Alter in dem man normalerweise der Liebe und Fürsorge der Eltern bedarf um stark und selbstbewusst zu werden, auch wenn man nicht den Maßstab der heutigen Behütung anlegen kann. Mädchen wurden in jener Zeit nicht gefördert , aber Margarete überwindet alle Hürden aus eigener Kraft. Niemand entlarvt sie, als sie in Jungenkleidung studiert, immer entkommt sie allen Nachstellungen unbeschadet, alle anderen sind meistens verblendet oder unwissend- das ist mir zu viel Fiktion. Aber ein historischer Roman will ja auch nicht authentische Persönlichkeiten schildern, sondern eher fiktionale Prozesse. Das ist hier gelungen. Und einen Satz findet man in dem Buch, der auch auf die Jetztzeit passt: Das mächtigste Gift des Teufels ist die Eitelkeit. Man braucht sich nur Trump und andere Politiker anzusehen und schon ist die Gültigkeit dieser Aussage belegt.
- Bewertung: