Paul McVeigh – Guter Junge
- Verlag: Wagenbach
- Seitenzahl: 252
- Teil einer Reihe?: Nein
- Inhalt: Im Belfast der 1980er Jahre lieferten sich militante Katholiken und Protestanten mörderische Straßenkämpfe, in die auch die Zivilbevölkerung verwickelt wird. So auch Mickey, ein äußerst sensibler Junge, der mit seiner geliebten Mama, seinem gewalttätigen Vater und drei Geschwistern mitten im Chaos von Sperrgebieten, Niemandsland, brennenden Barrikaden, in einem ärmlichen Viertel lebt. Mickey ist anders als die anderen und hat deshalb nur eine Vertraute: seine kleine Schwester. Mit den groben Vergnügungen und Freizeitbeschäftigungen der Gleichaltrigen kann er nichts anfangen und so flüchtet er in eine Traumwelt, in der er ein anderes Leben in Amerika als Schauspieler führt. Doch auch in seinem tatsächlichen Leben gibt es viele Veränderungen, von denen der Leser neun Wochen aus Sicht des Jungen miterlebt, nämlich die unterrichtfreien Wochen bis zum Übergang in eine weiterführende Schule, die leider nicht die seiner Wahl ist und vor der er sich fürchtet.
- Rezension: Mickey wächst einem vom ersten Augenblick an ans herz. In der Sprache des Jungen schildert der Autor dessen Gefühlswelt, seine Träume, sein Mitleiden und sogar seine schmerzhaften Abenteuer. Das Ganze ist so anrührend und authentisch, dass man meint, mittendrin zu sein. Auch wenn Mickey noch ein Schuljunge ist, konnte ich mich total mit ihm identifizieren: das Hin- und Hergerissensein zwischen Ablehnung der groben Clique und der Wunsch dazuzugehören, die verzweifelte Liebe zu einem Mädchen, die Unsicherheit bei der Begegnung, die unbedingte Liebe zur Mutter und dem Wunsch, sie zu beschützten – das alles haben die meisten am eigenen Leib erfahren und finden es in diesem Buch auf sehr kluge Weise wieder: eingebettet in ein Feuerwerk an äußeren Ereignissen, so dass zu dem „kenn-ich-Gefühl“ ein Spannungsbogen aufgebaut wird, der bis zum überraschenden Schluss anhält.
- Bewertung: